Auch Drahtesel wollen im Trockenen stehen

Seit es den Kesselhof in Stuttgart Botnang gibt, ist die Sommerhaldenstraße nicht mehr komplett von unten bis oben mit Autos vollgeparkt. Denn auf einer Länge von 10 Metern stehen unerhörter Weise einfach Fahrräder am Straßenrand und stellen subtil die übliche Platzverteilung auf unseren Straßen in Frage. Aber irgendwo müssen sie ja stehen, und wieso nicht wie die Autos auf der Straße, wenn es in den Garagen keinen Platz dafür gibt? 

Doch auch wenn uns dieses Bild immer wieder sehr gut gefällt, unseren Fahrrädern gefällt es nicht so gut. Tagaus tagein sind sie dem oftmals nasskalten Wetter ausgesetzt und sie beschweren sich auch entsprechend mit quietschenden Bremsen und ruckeligen Schaltvorgängen. Deshalb, und auch weil wir auf unserem Hof eigentlich genug Platz haben, haben wir ihnen nun einen Fahrradunterstand gegönnt.

Eingeschränkte Planungskapazitäten und auch die Holzknappheit zu Beginn des Jahres verzögerte das Projekt ein wenig, aber irgendwann ging es dann doch richtig los. Zwei Wochenenden lang wurden tiefe Löcher für die Fundamente gegraben. Als die Temperaturen es zuließen, wurden dann auch die Fundamente betoniert und massive Stahlanker gesetzt. Bei unserem Bauleiter (Jojo) wuchs die Nervosität ob er wohl auch alles richtig gemessen hat, denn so einen Anker kriegt man aus Beton nun mal nur schlecht wieder raus. Als dann das Holz kam, wurde die Garage leergeräumt und zur Holzwerkstatt umfunktioniert und mit kundigen Händen erstellte ein kleines Team ein Fachwerk wie es im Buche steht. Und kaum war das errichtet, standen auch schon Räder drin, wenn auch nur geschützt durch eine ziemlich hässliche Plane. Denn über das Dach herrschte noch keine Einigkeit. Holzschindeln waren der ursprüngliche Favorit, doch das wurde uns dann zu teuer und aufwendig. Eine Alternative war schnell gefunden. Eine Dachbegrünung würde dem Hof auch von oben noch einmal zu ganz neuem Aussehen verhelfen und an Grün mangelt es vor dem Haus ohnehin. Eine Förderung von der Stadt gab es auch noch dazu. Da so eine Dachbegrünung ganz schön schwer werden kann, entschieden wir uns für eine Leichtkonstruktion, mit Pflanzen die nur eine sehr geringe Substrattiefe benötigen. Die eigentliche Dachbegrünung wurde uns in Rollen ähnlich einem Rollrasen geliefert und in zwei sehr intensiven Arbeitswochen wurde Dachpappe verklebt, Blechkanten montiert, Teichfolie verlegt und schließlich der „Rasen“ aufs Dach gelegt. 

Und so erwachten die Kesselhofer*innen eines schönen Sonntagmorgens und blickten auf einmal auf eine Grünfläche wo vormals Abbruchmulden, Holzreste, Sperrmüll und Fahrräder rumstanden. 

Und auch wenn wir jetzt einen trockenen Platz für unsere Räder haben. Auf der Straße werden wir immer noch welche haben. Denn dafür haben wir einfach zu viele ;-). 

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